Ab wann liegt eine Adipositas Grad 2 vor?


Patienten mit Adipositas Grad 2 befinden sich im zweiten Schweregrad der Fettleibigkeit und haben die Grenze zum Übergewicht bereits deutlich überschritten. Eine Adipositas Grad 2 liegt vor, wenn der Body-Mass-Index (BMI) zwischen 35 und 39,9 liegt. Ab diesem Wert wird das Risiko von Begleiterscheinungen und Folgeerkrankungen durch das vorhandene Übergewicht bereits als "hoch" eingestuft. Eine Behandlung ist dringend angebracht, um sowohl die Lebensqualität von adipösen Menschen wiederherzustellen als auch das Sterberisiko zu senken – denn auch dieses ist bei Patienten mit Adipositas Grad 2 höher. Dabei ist das Ziel in erster Linie eine Gewichtsverminderung. Die drei Säulen dazu sind:

  • eine Ernährungsumstellung
  • an das Körpergewicht angepasste Bewegung
  • eine Psychotherapie

Die Behandlung von Adipositas Grad 2 sollte im Idealfall von einem Arzt begleitet werden. Von einseitigen und strengen Diäten ist dringend abzuraten – sie versprechen keinen langfristigen Erfolg.

Ernährung: Warum strenge Diäten bei Adipositas Grad 2 nicht sinnvoll sind


Viele Patienten mit Adipositas Grad 2 haben bereits mehrere erfolglose Diätversuche hinter sich. Sie sind sich ihrer schwierigen Lage durchaus bewusst, schaffen es aber dennoch nicht, ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Bei vielen Betroffenen kommt es sogar infolge von Diäten beziehungsweise dem Jo-Jo-Effekt noch zu einer weiteren Gewichtszunahme über das Ausgangsgewicht hinaus. Klassische Null-Diäten, wie beispielsweise Obst- oder Salatdiäten, mit dem Ziel, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Gewicht zu verlieren, stellen bei Adipositas Grad 2 daher keine Behandlungsoption dar. Dies hat zwei wesentliche Gründe:

  • Zum einen führt eine Diät mit strengen Vorschriften zu einem deutlich geringeren Durchhaltevermögen und Heißhungerattacken – und dem damit verbundenen Jo-Jo-Effekt.
  • Zum anderen ist der Gewichtsverlust nur kurzfristig, denn er besteht hauptsächlich aus einem Protein- und Wasserverlust, der nach dem Ende der Diät wieder ausgeglichen wird.

Zudem sind strenge und einseitige Diäten gesundheitlich bedenklich, denn sie führen über längere Zeit zu einer Mangel- und Fehlernährung.

Empfohlen wird hingegen eine langfristige Ernährungsumstellung, die schrittweise erfolgt. Wichtig ist, dass die Betroffenen hierbei nicht hungern müssen, sodass sie die neue Ernährungsweise langfristig beibehalten können und wollen. Ziel ist es, die Menge an täglich aufgenommenen Kalorien zu reduzieren und dadurch eine dauerhafte Gewichtsverringerung von mindestens zehn Prozent zu erreichen.

Langsames Abnehmen führt zum Erfolg


Auch wenn der Wunsch besteht, bei Adipositas Grad 2 viel Gewicht in kürzester Zeit zu verlieren, ist ein langsames, aber stetiges Abnehmen erfolgsversprechender. Aus medizinischer Sicht führt ein kontrollierter und langsamer Gewichtsverlust zu weniger gesundheitlichen Komplikationen. Übergewicht ist häufig die Ursache einer Fettleber. Beim Abnehmen nimmt auch die Leber ab, allerdings belasten schnelle Hungerkuren die Leber zu stark. Da sich in den Fettzellen auch Giftstoffe ablagern, die beim Abnehmen freigesetzt werden, kann die Leber überbelastet werden, wenn sie zu stark mit der Entgiftung des Körpers beansprucht wird. Viel Trinken, zum Beispiel Wasser und ungesüßte Tees, entlasten die Leber und unterstützen den Körper bei seiner Arbeit.

Nicht zuletzt braucht auch die Haut Zeit, um sich so gut wie möglich zurückzubilden. Dennoch ist bei Adipositas Grad 2 damit zu rechnen, dass überschüssige Haut nach dem erfolgreichen Abnehmen gegebenenfalls operativ entfernt werden müssen.

Verhaltenstherapie: Richtiges Essen lernen


Wer von Adipositas Grad 2 betroffen ist, hat in der Vergangenheit stetig und unwillkürlich stark an Gewicht zugenommen. Dies kann ein Anzeichen dafür sein, wie sehr die Psyche eines Patienten mit Adipositas Grad 2 bei dieser Erkrankung eine Rolle spielt. Eine Verhaltenstherapie, bei der es darum geht, Verhaltensmuster – insbesondere alte Essgewohnheiten – zu ergründen und zu ändern, ist damit ein wichtiger Faktor bei der Behandlung. Nur bei einer erfolgreichen Verhaltenstherapie, die neben der Ernährungsumstellung und körperlichen Aktivität eine von den drei Säulen der Adipositas-Behandlung darstellt, ist mit einem dauerhaften Behandlungserfolg zu rechnen.

Die Verhaltenstherapie klärt dabei zum Beispiel folgende Fragen:

  • In welchen Situationen greift der Betroffene zu ungesunden Lebensmitteln wie zum Beispiel Süßigkeiten? Oft ist Stress Auslöser für dieses Verhalten; dann gilt es, alternative Möglichkeiten zu finden, den Stress zu reduzieren.
  • Ab wann begann die stetige Gewichtszunahme? Die meisten Patienten mit Adipositas Grad 2 waren schon in ihrer Kindheit übergewichtig. Eine Verhaltenstherapie beziehungsweise begleitende Psychotherapie klärt, ob ungelöste Konflikte vorhanden sind, die es aufzuarbeiten gilt.
  • Warum wurde weiter zugenommen? Patienten mit Adipositas Grad 2 wissen, dass sie zu dick sind. Um jedoch eine Ernährungsumstellung sowie Bewegungs- und Verhaltenstherapie durchzuhalten, müssen die Motivation vorhanden sein und ein Ziel bestehen. Letzteres sollte langfristig erreichbar und realistisch sein.

Neben einer erfolgreichen Verhaltenstherapie, die die oben genannten Fragen klärt, ist vor allem auch eine Bewegungstherapie wichtig.

Bewegungstherapie bei Adipositas Grad 2


Aufgrund des starken Übergewichts ist die Bewegungstherapie für Patienten mit Adipositas Grad 2 oft nur schwer umzusetzen. Jede Bewegung kostet viel Kraft und belastet den Kreislauf. Da die Gelenke ohnehin durch das Übergewicht sehr stark in Anspruch genommen werden, sollte bei Patienten mit Adipositas Grad 2 besonders auf gelenkschonende Sportarten geachtet werden. Hierzu eignen sich zum Beispiel

  • Schwimmen,
  • Spazierengehen oder langsam Walken,
  • Fahrradfahren und
  • Wassergymnastik

Diese moderaten Ausdauersportarten sind von Menschen mit Adipositas grundsätzlich Kraftsportarten vorzuziehen, da diese den Rücken und die Gelenke weniger belasten. Zudem sollten sie versuchen, eine regelmäßige Bewegung so gut wie möglich in ihren Alltag zu integrieren. Wer beispielsweise viel mit öffentlichen Verkehrsmittel fährt, kann in Zukunft eine Station früher aussteigen und die restliche Strecke zu Fuß gehen.

Wichtig

Wichtig ist, dass die Betroffenen einen Sport finden, der ihnen Spaß macht. Auch wenn es anfangs schwerfällt, sich zu motivieren. Denn nur dann kann die Bewegung ein fester Bestandteil des Lebens werden.

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