Welche Wirkung liegt dem Magenbypass zugrunde?
In der Adipositas-Chirurgie werden die beiden Prinzipien Restriktion und Malabsorption unterschieden.
- Zu den restriktiven chirurgischen Eingriffen zählen das Magenband und die Magenverkleinerung – also Eingriffe, die auf das Nahrungsvolumen, das aufgenommen werden kann, Einfluss nehmen.
- Bei der Malabsorption hingegen wird nicht die Menge der aufzunehmenden Nahrung reguliert, sondern die Menge der Nährstoffe, die der Körper hieraus aktiv verwertet.
Der Magenbypass kann als Zwischenlösung von Malabsorption und Restriktion gesehen werden, denn hier wird sowohl Einwirkung auf die Nahrungsmenge genommen als auch darauf, wie viel vom zerkauten Nahrungsbrei tatsächlich dem Körper zur Verwertung zur Verfügung steht. Metaphorisch gesprochen lässt sich ein Teil des Wirkungsprinzips dieser Form der Magenverkleinerung mit einer Umleitung im Straßenverkehr vergleichen. Bei der Magenbypass-OP wird der Magen verkleinert, indem er wenige Zentimeter unter dem Mageneingang abgetrennt wird. Zurück bleibt ein winziger Vormagen, der lediglich 15 Milliliter fassen kann. Nun wird der Dünndarm ebenfalls durchtrennt und an den kleinen Magen angeschlossen.
Das hat zur Folge, dass die eigentliche Verdauung des Nahrungsbreies erst im mittleren Dünndarm stattfinden kann. Dieser kann jedoch nur einen Teil der Nährstoffe aufnehmen, sodass dem Körper nach dieser OP weniger Nährstoffe aus der Nahrung zur Verfügung stehen. In Kombination mit der geringeren Nahrungsaufnahme durch den verkleinerten Magen kommt dies in einer zuverlässigen und dauerhaften Gewichtsreduktion zur Wirkung.
Süßigkeiten trotz Magenbypass?
Bei einigen Varianten der Magenverkleinerung, zum Beispiel beim Magenband, besteht die Gefahr, dass die Patienten durch Schokolade, Softdrinks oder andere zuckerhaltige Lebensmittel wieder zunehmen oder gar nicht erst an Gewicht verlieren. Bei einem Magenbypass sind Folgen wie diese jedoch eher unwahrscheinlich. Der Grund: Nach dem Magenbypass-Eingriff führt das Naschen von Süßigkeiten in der Regel zum sogenannten Dumping-Syndrom. Typisch hierfür sind:
- Schweißausbrüche und Schwächegefühl,
- Übelkeit sowie eine
- plötzliche Darmentleerung.
Um diese Beschwerden zu vermeiden, bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als auf zuckerhaltige Lebensmittel weitestgehend zu verzichten.
Risiken des Magenbypass: Häufiger Eingriff ohne Routine
Ein Magenbypass ist ein massiver, dauerhafter Eingriff in natürliche Körperfunktionen. Und obwohl dieser Eingriff der zweithäufigste in der Adipositas-Chirurgie ist – der häufigste ist die Magenverkleinerung hin zum Schlauchmagen –, kann bei einem Magenbypass keinesfalls von einem Routineeingriff die Rede sein. Im Gegensatz zu anderen chirurgischen Eingriffen, wie dem Magenband, ist die Magenbypass-OP mit einer großen Operationswunde und einem dementsprechend hohen Infektionsrisiko verbunden.
Nachteile des Magenbypass: Nicht nur die Dickmacher werden schlechter aufgenommen
Zu den Nährstoffen, die nach einem Magenbypass gar nicht oder nicht mehr vollständig verwertet werden, gehören nicht nur die unerwünschten Kalorien. Ein großer Nachteil des Magenbypass ist, dass dem Körper auch lebenswichtige Vitamine fortan nicht mehr zur Verfügung stehen und dem Körper außerhalb des Verdauungstrakts zugeführt werden müssen:
- Nach einem Magenbypass sind die Patienten darauf angewiesen, sich Vitamin B12 lebenslang selbst durch Injektion zu verabreichen. Diese Prozedur sowie die geringere Menge an Nahrung, die aufgenommen wird, können Nachteile wie eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität nach sich ziehen.
- Neben der täglichen Injektion von Vitamin B12 ist bei einem Magenbypass außerdem die Gabe eines kombinierten Vitaminpräparats erforderlich.
- Manche Patienten leiden nach der Magenbypass-Operation außerdem unter einem chronischen Eisenmangel und müssen diesen mit Eisenpräparaten ausgleichen.
Doch nicht nur auf die Ernährung hat eine durchgeführte Magenbypass-OP lebenslangen, teils nachteiligen Einfluss. Auch die Behandlung von Krankheiten kann sich später nachteilig gestalten, wenn es zum Einsatz von Medikamenten kommt. Einige Medikamente dürfen mit einem Magenbypass nicht mehr oral eingenommen werden. Wieder andere sind in ihrer Wirksamkeit herabgesetzt. Dazu zählen beispielsweise Hormonpräparate wie die Anti-Babypille. Außerdem kann der Magenbypass auch an seine Grenzen stoßen. In einigen Fällen vergrößert sich der kleine Magen wieder, weil häufig zu große Nahrungsmengen gegessen werden. Dies hat den Nachteil, dass der mengenreduzierende Einfluss des Magenbypasses verloren geht. Der Effekt auf die Verarbeitung des Nahrungsbreis kann auch durch falsches Essverhalten nicht rückgängig gemacht werden.
Wer kommt für einen Magenbypass infrage?
Ziel und Wirkung einer Magenbypass-OP ist die Gewichtsreduktion, die nicht aus ästhetischen, sondern aus gesundheitlichen Gründen erfolgt. Die Lebensqualität und die Gesundheit des Patienten sollen verbessert und damit die Lebenserwartung deutlich verlängert werden. Dementsprechend gelten bei einem Magenbypass die gleichen Kriterien wie auch bei anderen operativen Maßnahmen, die Einfluss auf ein zu starkes Übergewicht nehmen sollen: Der Patient muss mindestens einen BMI von 40 haben oder bei einem BMI ab 35 schwere, durch das Übergewicht bedingte Begleiterscheinungen und Folgeerkrankungen aufweisen.
Ein Magenbypass ist außerdem als dauerhafte Lösung bei Essstörungen gedacht, also nur für Menschen vorgesehen, bei denen auch eine Psychotherapie und Ernährungsberatung nicht zu einem veränderten Essverhalten führen konnten. Allerdings ist ein Magenbypass ein schwerer und riskanter Eingriff, der in der Regel belastender für den Körper ist als viele andere Maßnahmen aus dem Bereich der Adipositas-Chirurgie. Menschen mit hohem Risiko, während oder nach der OP Komplikationen zu entwickeln, kommen demnach für einen Magenbypass nicht in Frage.
Besteht bei einem Adipositas-Patienten eine reelle Chance, dass eine Psychotherapie positiven Einfluss auf das Essverhalten nehmen kann, sind Behandlungsmöglichkeiten, die wieder rückgängig gemacht werden können, dem Magenbypass vorzuziehen. Hierzu gehört beispielsweise das Magenband oder der Magenballon.