Wie verbreitet sind Übergewicht und Adipositas in Deutschland?


Laut einer Veröffentlichung des Robert-Koch-Instituts1 sind in Deutschland circa die Hälfte der Frauen und zwei Drittel der Männer übergewichtig. Circa 18 Prozent der Männer und Frauen mit einem BMI über dem Normwert – also über 25 – sind sogar stark übergewichtig (adipös). Dabei nimmt mit steigendem Alter auch die Neigung für Übergewicht oder Adipositas zu.

Die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in Deutschland verläuft leicht unterschiedlich. Während die Zahl der Übergewichtigen seit einigen Jahren auf unverändert hohem Niveau stagniert, ist die Zahl der adipösen Menschen leider sogar leicht gestiegen. Was außerdem auffällt: Bei jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren ist die Neigung zu starkem Übergewicht ebenfalls leicht höher geworden. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Zahl der übergewichtigen Kinder im Einschulalter ist in Deutschland leicht rückläufig.2

Übergewicht in deutschen Bundesländern unterschiedlich verteilt


Auch wenn die Bevölkerung bundesweit tendenziell zu dick ist, verteilt sich das Übergewicht in Deutschland nicht gleichmäßig auf alle Bundesländer. Im Durchschnitt sind in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mehr Frauen von starkem Übergewicht (Adipositas) betroffen, Männer ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Schleswig-Holstein. Eine geringere Verbreitung von Adipositas liegt dagegen bei Frauen in Hamburg und Baden-Württemberg vor und bei Männern ebenfalls in Hamburg.3 Diese Daten können beispielsweise genutzt werden, um die Prävention und Reduzierung von Übergewicht in bestimmten Bundesländern zu verbessern und somit das Übergewicht in Deutschland zu senken.

Übergewicht bestimmen – BMI und Bauchumfang dienen als Richtlinie


Bei den meisten Studien, die sich mit dem Thema Übergewicht in Deutschland beschäftigten, wurde das Übergewicht anhand des inzwischen kritisch gesehenen Body-Mass-Index (BMI) gemessen; einige nahmen jedoch auch den Bauchumfang als Maßstab, mitunter als vergleichender Wert.

Die Kiloanzahl alleine sagt in manchen Fällen nicht viel über das vorhandene Übergewicht aus. Der BMI ist beispielsweise vor allem bei sehr muskulösen, sehr kleinen oder sehr großen Menschen einen missverständlicher Wert und kann in diesen Fällen nicht zuverlässig angewendet werden.

Zudem spielt neben dem reinen Gewicht auch die Verteilung der Fettpolster eine Rolle. So nimmt Bauchfett nach heutigen Erkenntnissen eher negativen Einfluss auf die Gesundheit, während Fettreserven am Po und an den Hüften als weniger gesundheitsschädlich gelten. Einige Meinungen gehen sogar so weit, dass leichtes Übergewicht, das sich an Hüften und Po verteilt, die Lebenserwartung im Vergleich zu Normalgewichtigen erhöhen soll. Das Fett an der Problemzone Bauch sollte stattdessen durch gezieltes Abnehmen reduziert werden.

Allgemeine Gründe für steigendes Übergewicht in Deutschland


Steigendes Übergewicht hat nicht nur Folgen für die Gesundheit wie ein erhöhtes Risiko für Diabetes, sondern natürlich auch Ursachen. Neben allgemeinen Gründen für Übergewicht und Adipositas gibt es einige individuelle Ursachen, die im Zusammenhang mit Übergewicht gesehen werden – zum Beispiel eine Stoffwechselerkrankung.

Dazu gehört ein veränderter Lebenswandel mit vermehrt sitzender Tätigkeit. In der Vergangenheit mussten die Menschen in der Regel körperlich schwerer arbeiten und haben so auf natürliche Weise Übergewicht vorgebeugt. Heutzutage verbrennen die Menschen weniger Kalorien durch ihre Arbeit – gleichzeitig reduzieren sie jedoch die Nahrungsmenge nicht, sondern essen unter Umständen sogar reichhaltiger. Das kann zum Problem werden, da auch in der Freizeit bei vielen Deutschen Bewegungsmangel herrscht. Beispielsweise wird oft schon für kleine Strecken das Auto genommen. Das kann ebenfalls zu Übergewicht in Deutschland beitragen.

Auf der anderen Seite spielt bei Übergewicht häufig auch eine falsche Ernährung eine große Rolle. So fehlt vielen Menschen nach der Arbeit die Zeit oder Energie zum Kochen, sodass sie auf Fertiggerichte zurückgreifen. In denen sind jedoch oft mehr Fett und Zucker enthalten, als in selbstgekochten Speisen. Zudem unterschätzen viele Menschen den Kaloriengehalt von bestimmten Lebensmitteln, beispielsweise von Fruchtsäften oder Limonaden.

Nicht zuletzt leben wir heutzutage in einer Überflussgesellschaft und müssen uns – anders als unsere Verwandten vor einigen Generationen – nicht um Nahrungsknappheit sorgen. Das Überangebot an Lebensmitteln führt dabei gleichzeitig auch zu einem übermäßigen Konsum. Das betrifft leider vor allem ungesunde Lebensmittel wie Süßigkeiten und hat ein vermehrtes Übergewicht in Deutschland zur Folge.

Übergewicht durch Rauchentzug


Ein weiterer, möglicher Grund für das steigende Übergewicht in Deutschland ist zunächst erfreulich: Deutschland raucht weniger. Das führt jedoch in manchen Fällen zu Übergewicht. Der Grund: Viele Menschen greifen nun statt zur Zigarette zu einem Ersatz, um ihre Gelüste zu befriedigen. Schokolade und Chips stehen dabei ganz oben auf der Liste und sorgen für mehr Pfunde auf der Waage.

Aber auch bei den Mahlzeiten greifen ehemalige Raucher oftmals stärker zu. Rauchen dämpft den Appetit und verändert die Geschmacksnerven, alles schmeckt fad. Doch die Geschmacksnerven erholen sich nach etwas längerer Rauchabstinenz wieder – genauso wie der Geruchssinn. So schmeckt das Essen Menschen, die mit dem Rauchen aufgehört haben, einfach besser.

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