Bei der Adipositas permagna liegt eine ernsthafte Erkrankung vor, bei der das Risiko für bestimmte Folgeerkrankungen sehr stark erhöht ist:

  • Diabetes mellitus
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Gelenkverschleiß
  • psychische Probleme

Eine Behandlung ist daher dringend erforderlich, da eine Adipositas Grad 3 lebensbedrohlich für den Betroffenen sein kann.

Neben der Gewichtsreduktion ist es das Ziel einer Behandlung, die Lebensqualität und die Eigenständigkeit wiederherzustellen. Manche Patienten mit Adipositas permagna sind aufgrund ihres Übergewichtes körperlich eingeschränkt und auf Pflege angewiesen. Im Idealfall sorgt eine erfolgreiche Behandlung dafür, dass die Betroffenen keine Hilfe mehr aufgrund ihres Übergewichts benötigen.

Gewichtsverlust bei Adipositas permagna


Eine klassische Diät in Form von kurzfristigem Fasten ist bei einer Adipositas permagna nicht mehr möglich. Der damit unweigerlich verbundene Entzug von Nährstoffen würde den ohnehin belasteten Körper des Patienten zusätzlich schwächen. Schwere Komplikationen bis hin zum Herz-Kreislaufversagen und der damit verbundenen erhöhten Sterbewahrscheinlichkeit können dann die Folge sein. Zudem setzt ein zu schnelles Abnehmen vermehrt Giftstoffe aus dem Körper frei, welche die Leber nicht mehr ausreichend abbauen kann. Im Rahmen einer Adipositas permagna kann es so zu einem Leberversagen kommen.

Eine langsame Gewichtsverminderung mit dem langfristigen Ziel, bis zu 30 Prozent des Körpergewichts abzubauen, ist daher bei Adipositas Grad 3 angeraten. Eine ärztliche Begleitung ist alleine aufgrund der hohen Gesundheitsrisiken bei Adipositas permagna dringend erforderlich. In der Regel befinden sich Patienten mit Adipositas Grad 3 jedoch ohnehin in ärztlicher Behandlung. Auftretende Begleiterkrankungen machen dies in den meisten Fällen nötig.

Ursachen für Adipositas Grad 3


Ärzte und Ernährungswissenschaftler sind sich einig, dass eine vermehrte Kalorienaufnahme keinesfalls die alleinige Ursache für eine Adipositas permagna sein kann. Vielmehr liegen der Erkrankung zahlreiche andere Faktoren zugrunde, die sich gegenseitig verstärken:

  • In den meisten Fällen ist eine Fettleibigkeit, insbesondere in der Ausprägungsform Adipositas Grad 3, genetisch.
  • Einer der häufigsten Gründe für Adipositas permagna ist zudem ein gestörtes Ess- oder Suchtverhalten (Essen als Sucht). Hierzu zählt die sogenannte Binge-Eating-Störung (Binge-Eating-Disorder, BED), eine psychisch bedingte Essstörung mit sporadischen, unkontrollierten Essattacken.
  • Auch hormonelle Erkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion, Testosteronmangel), psychische Ursachen oder bestimmte Medikamente können eine Adipositas permagna auslösen.

Bevor mit einer Ernährungstherapie begonnen wird, muss abgeklärt werden, ob der Patient vielleicht an einer Erkrankung wie dem Cushing-Syndrom leidet, welches Übergewicht als Symptom auslösen kann. Erst danach können die psychischen Ursachen von Adipositas-Patienten therapiert werden. Eine begleitende Psychotherapie kann bei Adipositas permagna sinnvoll sein.

Der Therapeut kann auch diagnostizieren, ob es sich um eine allgemeine ungezügelte Esssucht oder konkret um die Binge-Eating-Störung handelt. Bei dieser werden über einen sehr kurzen Zeitraum große Mengen von Lebensmitteln verzehrt, ähnlich wie bei der Bulimie (Ess-Brech-Sucht oder Bulimia nervosa). Im Gegensatz zu Patienten mit Bulimie, die Angst vor einer Gewichtszunahme haben, erbrechen Patienten mit einer Binge-Eating-Störung das Essen nicht, wodurch eine Entwicklung hin zu einer Adipositas permagna begünstigt wird.

Bewegungstherapie bei Adipositas permagna


Eine geeignete Bewegungstherapie gehört bei der Behandlung einer Adipositas permagna immer dazu – genau wie bei allen anderen Adipositas-Schweregraden.

Aufgrund des sehr hohen Übergewichts, das die Bewegungsfreiheit vieler Patienten stark einschränkt, gleicht die Bewegungstherapie im Rahmen einer Adipositas permagna jedoch zunächst eher einer Physiotherapie.

Operative Techniken bei Adipositas Grad 3


Je nach Konstitution und Gesundheitszustand des Adipositas permagna-Patienten wird der behandelnde Arzt über einen operativen Eingriff als Alternative zur konservativen Therapie beraten. Eine Operation kann dann angedacht werden, wenn alle anderen Maßnahmen zur Gewichtsreduktion mehrfach nicht zum Erfolg geführt haben. Die operativen Maßnahmen zur Behandlung einer Adipositas Grad 3 können, ähnlich wie eine konservative Therapie, von der Kranken- oder Rentenversicherung übernommen werden. Für die Beantragung einer OP wird zunächst ein Antrag bei der Rentenkasse gestellt. Dieser hat in der Regel nur dann Erfolg, wenn:

  • der BMI des Betroffenen bei 40 oder höher liegt ohne vorliegende Begleiterkrankungen.
  • der BMI des Betroffenen bei 35 liegt und schwere Begleiterkrankungen vorliegen.
  • mindestens sechs Monate lang erfolglos eine konservative Therapie unter ärztlicher Aufsicht stattgefunden hat.
  • die Adipositas vor Antragsstellung schon mehr als drei Jahre besteht.
  • die Adipositas permagna nicht auf einem Suchtproblem beruht.
  • konservative Therapien (Bewegungstherapie, Verhaltenstherapie und Ernährungsberatung in Kombination) auch in Zukunft voraussichtlich nicht oder nicht alleine zu einer erfolgreichen Behandlung der Adipositas permagna führen werden.

Bei der Antragsstellung muss ebenfalls vorab geklärt werden, welcher operative Eingriff vom Arzt zur Therapie der Adipositas pergmagna empfohlen wird. Der Wunsch des Patienten spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle, da diese Entscheidung aus rein medizinischen Aspekten getroffen werden muss.

Formen der operativen Behandlung im Rahmen der Adipositas permagna


Kommt eine solche Maßnahme zur Therapie der Adipositas permagna infrage, lässt sich innerhalb der Adipositas-Chirurgie grundsätzlich zwischen restriktiven und malabsorptiven Techniken unterscheiden:

  • Die Restriktion bezeichnet eine Verkleinerung des Magens, was eine geringere Nahrungsaufnahme und ein schnelleres Sättigungsgefühl zur Folge hat.
  • Die Malabsorption hingegen hat eine schlechtere Nährstoffaufnahme aus dem Speisebrei zum Ziel.

Eines der häufigsten und effektivsten Operationsverfahren zur Behandlung einer Adipositas permagna ist der sogenannte Magen-Bypass, der auf den beiden oben genannten Prinzipien beruht. Der Magen wird deutlich verkleinert und der obere Abschnitt des Dünndarms ausgeschaltet. Der Nahrungsbrei wird über einen Umweg (Bypass) in tiefer gelegene Dünndarmabschnitte transportiert, wo er erst später mit den Verdauungssäften in Kontakt kommt. Dies bewirkt eine schlechtere Aufnahme der Kalorien und Nährstoffe aus dem Darm. Diese Operation kann in minimal-invasiver Technik ("Schlüssellochchirurgie") erfolgen.

Beim Magenballon handelt es sich um eine nicht-operative Maßnahme. Der Kunststoffballon wird unter leichter Betäubung über den Hals in den Magen des Adipositas-Patienten eingebracht. Er wird mit einer Kochsalzlösung gefüllt und nimmt den größten Teil des Magens ein. Die Patienten können so weniger Nahrung aufnehmen und eine gewisse Gewichtsreduktion erzielen. Nach Erreichen des Wunschgewichtes kann der Magenballon wieder entfernt werden. Dieses Verfahren wird temporär ergänzend zu einer Ernährungsumstellung eingesetzt, führt aber nur zu einer kurzfristigen Gewichtsverringerung bei Adipositas. Erfolgt nach Entfernung des Magenballons keine konsequente Änderung der Essgewohnheiten, stellt sich schnell ein Jo-Jo-Effekt ein.

Beim Magenband wird der Magen operativ durch ein verstellbares Silikonband verengt. Hierdurch entsteht ein Engpass zwischen Mageneingang und Magen; es bildet sich gewissermaßen einen Vormagen. Die Folge: Die Adipositas permagna-Patienten sind schneller satt, weil das Magenvolumen verkleinert ist. Das Magenband verbleibt, im Gegensatz zum Magenballon, dauerhaft im Körper, kann aber von außen geweitet oder verengt werden. Dieses Verfahren kann ebenfalls in minimal-invasiver Technik durchgeführt werden.

Alle drei Verfahren haben sich als sehr effektiv und komplikationsarm herausgestellt. In Studien konnte gezeigt werden, dass nicht nur das starke Übergewicht, sondern auch körperliche und psychische Begleiterkrankungen sowie die Sterberate der Adipositas permagna deutlich gesenkt werden konnten.

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