Was passiert bei einer Schilddrüsenunterfunktion im Körper?


Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu einer Unterversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen. Die beiden Hormone, die in der Schilddrüse gebildet werden, sind das sogenannte Tetrajodthyronin (T4) und das Trijodthyronin (T3). Beide sind jodhaltig und nehmen Einfluss auf den Stoffwechsel. Sie beeinflussen beispielsweise den Sauerstoffverbrauch der Zellen und regulieren die Stoffwechselvorgänge im Körper. Dabei werden die Nahrungsbestandteile – also Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette – im Körper verarbeitet.

Werden diese Hormone bei einer Schilddrüsenunterfunktion in zu geringen Mengen produziert, verlangsamt sich der Stoffwechsel und es kommt zu unterschiedlichen Symptomen wie Gewichtszunahme, Übergewicht, Müdigkeit und Leistungsabfall.

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein oder sich im Lauf des Lebens entwickeln. Zudem unterscheiden Mediziner zwischen einer leichten (latenten) Hypothyreose oder einer ausgeprägten (manifesten) Form der Hypothyreose.

Gewichtszunahme als Symptom einer Unterfunktion der Schilddrüse


Eine Schilddrüsenunterfunktion kann über einen langen Zeitraum hinweg unentdeckt bleiben, da die Beschwerden kaum wahrnehmbar sind. Symptome wie ein erhöhtes Kälteempfinden oder eine verminderte Leistungsfähigkeit treten bei der Hypothyreose häufig nur vereinzelt auf oder sind zu unspezifisch für eine Diagnose. Auch Übergewicht und Gewichtszunahmen werden nicht immer als Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion erkannt.

Charakteristische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind:

  • Kälteempfindlichkeit
  • Müdigkeit, Antriebslosigkeit
  • Gedächtnisschwäche
  • depressive Verstimmungen
  • Gewichtszunahme
  • Muskelschwäche, Muskelsteifigkeit
  • kühle, blasse und trockene Haut
  • spröde, brüchige Haare; vermehrter Haarausfall
  • brüchige Nägel
  • chronische Verstopfung
  • eventuell ein Kropf (Struma)
  • Flüssigkeitsansammlung an den Augenlidern (Lid-Ödeme)
  • unregelmäßige Monatsblutung bei Frauen
  • Verminderung des sexuellen Lustempfindens und der Potenz bei Männern

T3, T4 & TSH-Wert: Wie funktioniert die Diagnose einer Hypothyreose per Bluttest?

Bei Verdacht auf eine Störung der Schilddrüsenfunktion führt der Arzt eine Blutuntersuchung durch, um die Werte der Schilddrüsenhormone T3, T4 und des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) zu bestimmen:

  • Niedrige T3 und T4 Werte deuten auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin.
  • Besonders wichtig ist jedoch der TSH Wert: Ist dieser erhöht, spricht das zusammen mit niedrigen T3 und T4 Werten für eine Unterfunktion der Schilddrüse.

Aber auch bei normalen T3 und T4 Werten kann ein hoher TSH Wert an Anzeichen für eine latente Schilddrüsenunterfunktion sein. Dadurch will der Körper die Schilddrüse anregen, mehr T3 und T4 zu produzieren.

Übergewicht bei einer Schilddrüsenunterfunktion


Übergewicht kann oftmals als Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten. Die Hauptursache für die Gewichtszunahme im Rahmen einer Hypothyreose ist ein verlangsamter Stoffwechsel aufgrund mangelnder Hormone. Der Körper benötigt weniger Energie, sprich Kalorien. Wenn nun genauso viel gegessen wird wie vor der Erkrankung, wird diese Energie nicht verbraucht. Sie wird dann in Fettdepots abgelagert, welche in einer Gewichtszunahme und nicht selten in Übergewicht resultieren.

Die Schilddrüsenhormone beeinflussen auch das Cholesterin. Dieses wird bei einer Schilddrüsenunterfunktion langsamer abgebaut. In der Folge steigt das Gesamtcholesterin an, darunter auch das schädliche LDL-Cholesterin. Eine Schilddrüsenunterfunktion sollte daher immer behandelt werden, da ein langfristig hoher Cholesterinspiegel die Entstehung von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) begünstigt.

Häufig sind mehrere Untersuchungen nötig, wie beispielsweise eine Ultraschall- oder nuklearmedizinische Untersuchung (Szintigrafie), bis die endgültige Diagnose Schilddrüsenunterfunktion gestellt werden kann. Insbesondere bei Frauen in den Wechseljahren sind anhaltende Müdigkeit, Haarausfall und Gewichtszunahme gängige Symptome der Hypothyreose. Sie werden aber häufig nicht in direkten Zusammenhang mit der Schilddrüse gestellt.

Ursachen einer Unterfunktion der Schilddrüse


Ärzte unterscheiden zwischen einer primären, sekundären und tertiären Schilddrüsenunterfunktion. Jede Form kann dabei Symptome wie eine Gewichtszunahme oder Übergewicht zur Folge haben. Doch was sind die Ursachen für die jeweilige Form der Schilddrüsenunterfunktion?

Primäre Schilddrüsenunterfunktion

Bei der primären Schilddrüsenunterfunktion können die Ursachen an der Schilddrüse selbst liegen. Die Schilddrüse zeigt dabei Fehlentwicklungen oder eine gestörte Funktion. Diese Form der Unterfunktion ist die häufigste und kann sowohl angeboren als auch im Lauf des Lebens erworben sein. Eine erworbene Schilddrüsenunterfunktion kann durch unterschiedliche Faktoren entstehen. Dazu gehören

  • eine Schilddrüsenoperation (beispielsweise bei Kropf),
  • eine Bestrahlung,
  • eine chronische Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis),
  • sowie Jodmangel.

Jod ist wichtig für die Schilddrüse, damit sie Hormone bilden kann. In seltenen Fällen kann auch die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion zu hoch dosiert sein und zu einer Unterfunktion führen. Ob auch ein Jodüberschuss eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen kann, ist nicht sicher geklärt.

Hashimoto-Thyreoiditis: Wenn das Immunsystem die Schilddrüse angreift

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache der erworbenen und chronischen Schilddrüsenunterfunktion. Das körpereigene Immunsystem beginnt dabei, die eigene Schilddrüse als Fremdkörper wahrzunehmen (Autoimmunerkrankung) und das Organ mit Antikörpern anzugreifen. Das Gewebe wird zerstört, wodurch wiederum eine Entzündung entsteht und die Schilddrüse nicht mehr richtig funktionieren kann.

Diese Form der Schilddrüsenunterfunktion ist chronisch und nicht heilbar, da der Fehler im Immunsystem nicht behoben werden kann. Die in der Regel vom Arzt verschriebenen Hormontabletten gleichen jedoch den Mangel aus, was zu einer weitgehenden Beschwerdefreiheit der Patienten führt – in vielen Fällen kann auch die Gewichtszunahme reduziert werden, zu der es aufgrund der Unterfunktion der Schilddrüse kommt.

Sekundäre und tertiäre Schilddrüsenunterfunktion - niedriger TSH / TRH Wert

Zu einer sekundären oder tertiären Schilddrüsenunterfunktion kommt es durch eine Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) oder des Hypothalamus, ein Bereich im Zwischenhirn. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Tumorerkrankungen
  • Verletzungen (Schädel-Hirn-Traumata)
  • Entzündungen
  • Gehirnblutungen (Subarachnoidalblutungen)

Eine Fehlfunktion der Hypophyse bei der sekundären Schilddrüsenunterfunktion führt dazu, dass zu wenig von dem Hormon TSH produziert wird. Dieses regt wiederum die Schilddrüse zur Produktion von T3 und T4 an. Ist der TSH-Wert zu niedrig, werden auch T3 und T4 in zu geringen Mengen hergestellt. Es kann zu Gewichtszunahme, Übergewicht und den anderen beschriebenen Symptomen der Unterfunktion der Schilddrüse kommen. Bei der tertiären Schilddrüsenunterfunktion wird zu wenig von dem Hormon TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) freigesetzt, das die Produktion der Schilddrüsenhormone regelt. Beide Formen der Schilddrüsenunterfunktion treten sehr selten auf, häufig ist ein Tumor die Ursache.

Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion


Die Behandlung einer primären Schilddrüsenunterfunktion durch die Gabe von Hormontabletten ist einfach und wirkungsvoll, muss jedoch lebenslang erfolgen. Dabei wird synthetisch hergestelltes Thyroxin (T4) in Tablettenform vom Patienten eingenommen. Die Dosierung wird auf die Hypothyreose angepasst und ist von Alter und Erkrankungsbild des Patienten abhängig. Eine sekundäre oder tertiäre Schilddrüsenunterfunktion wird ebenfalls mit Thyroxin behandelt. In manchen Fällen ist zudem ein operativer Eingriff nötig, zum Beispiel bei einem Tumor oder einer Vergrößerung der Schilddrüse. Wird eine Schilddrüsenunterfunktion nicht erkannt, kann es nicht nur zu einer Gewichtszunahme kommen, sondern – auch aufgrund des Übergewichts – langfristig zu irreversiblen Folgeschäden wie Arterienverkalkung oder Unfruchtbarkeit.

Tipp zur Vorbeugung einer Gewichtszunahme durch Schilddrüsenunterfunktion

Achten Sie auf eine ausreichende Jodzufuhr. Jodiertes Speisesalz und Fisch gelten als jodreiche Nahrungsquellen und sollten regelmäßig verzehrt werden. Allgemein ist eine gesunde Ernährung ratsam, um dem Übergewicht entgegenzuwirken.

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