Wo fängt Übergewicht bei Kindern an?


Was ist noch harmloser "Babyspeck" und was bereits besorgniserregendes Übergewicht bei Kindern? Die klare Antwort: Auskunft darüber gibt der Kinderarzt, der sich zunächst an dem Body-Mass-Index (BMI) für Kinder und Jugendliche orientiert.

Der BMI zur Bestimmung von Normal-, Unter- oder Übergewicht bei Kindern, unterscheidet sich stark von dem für Erwachsene. Er berücksichtigt neben Größe und Gewicht beispielsweise auch das Alter eines Kindes. Dies ist wichtig, da Kinder unterschiedliche Entwicklungsphasen durchlaufen. Im Säuglingsalter und in der Pubertät etwas an Gewicht zuzulegen, ist oft normal und noch keine zwingende Ursache für Übergewicht bei Kindern.

BMI-Rechner für Kinder sind im Internet leicht zu finden. Dennoch sollten Eltern davon absehen, mögliche Gewichtsprobleme alleine aufgrund eines BMI-Wertes zu definieren. Diäten und Übergewicht sind bei Kindern ein schwieriges Thema und können – falsch angepackt – im späteren Verlauf zu psychisch bedingten Essstörungen wie Magersucht (Anorexie) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie) führen.

Ein erfahrener Kinderarzt ist die erste Anlaufstelle, wenn Eltern den Eindruck haben, dass mit dem Gewicht ihres Kindes etwas nicht stimmt.

Körperliche und seelische Folgen von Adipositas und Übergewicht bei Kindern


Übergewicht kann gesundheitsschädigend sein und körperliche Folgen nach sich ziehen – das gilt für übergewichtige Kinder fast noch mehr als für Erwachsene. Schweres Übergewicht (Adipositas) verstärkt das Risiko für ein Kind, an Folgekrankheiten zu leiden, die sonst meistens nur bei Erwachsenen auftreten. Orthopädische Erkrankungen wie Gelenkschäden (Arthrose) sowie Gicht sind nur zwei von vielen möglichen Folgen von Übergewicht bei Kindern.

Häufiger jedoch haben schweres Übergewicht und Adipositas bei Kindern das sogenannte Typ-2-Diabetes zur Folge. Hierbei reagieren die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf das Hormon Insulin, welches den Blutzucker senkt. Die Zellen werden resistent (Insulinresistenz). Kinder, die an Typ-2-Diabetes erkranken, müssen sich Insulin schließlich von außen über Injektionen zuführen. Das ist eine starke psychische Belastung für ein Kind, denn die Erkrankung wird es sein Leben lang begleiten. Somit kann Übergewicht bei Kindern eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität zur Folge haben.

Gut zu wissen:

Diabetes Typ 2 lässt sich über eine entsprechende Ernährung, ausreichend Bewegung oder eventuell mit Medikamenten gut einstellen.

Doch nicht nur aufgrund des erhöhten Diabetesrisikos ist es ratsam, das Gewicht seines Kindes im Auge zu behalten. Neben den körperlichen Folgen von Übergewicht bei Kindern, dürfen auch die seelischen Auswirkungen nicht in Vergessenheit geraten. Ein übergewichtiges Kind ist häufig dem Hohn und Spott seines Umfelds ausgesetzt. Die seelischen Verletzungen können so weit führen, dass das übergewichtige Kind im schlimmsten Fall Folgen wie psychische Störungen bis hin zu Depressionen entwickelt. Hier gilt es nicht nur, das Gewicht des Kindes zu reduzieren, sondern vor allem sein Selbstbewusstsein zu stärken.

Um die Ecke gedacht:

In manchen Fällen sind seelische Störungen allerdings nicht die Folge von Übergewicht bei Kindern, sondern dessen Ursache. Die Reihenfolge der Erkrankungen zu bestimmen, ist hier nicht immer einfach.

Warum ist mein Kind dick? Ursachen für Übergewicht bei Kindern


Wer zu dick ist, isst zu viel. So zumindest lautet eine weitverbreitete Meinung. Nicht immer ist die Ursache einer angehenden Adipositas bei Kindern jedoch so einfach zu erklären. Für das Übergewicht bei Kindern kommen verschiedene Ursachen infrage:

  • ungesundes Essen wie Fast Food
  • versteckter Zucker in Getränken
  • mangelnde Bewegung
  • kalorienreiche Snacks zwischendurch, zum Beispiel Schokoriegel
  • zu viele Hauptmahlzeiten am Tag
  • zu große Portionen

Bewegungsmangel ist ein großes Problem – denn wer viel vor dem Fernseher oder dem Computer sitzt, verbrennt keine Kalorien. In Form von Fettpölsterchen sammeln sich diese dann im Körper an – für schlechte Zeiten. In einer Überflussgesellschaft wie unserer treten diese Zeiten jedoch nie ein. Und das ist auch gut so, denn "hungern lassen" ist kein geeigneter Weg, um das Übergewicht bei Kindern zu bekämpfen. Wichtiger als die Suche nach einer Lösung ist es im ersten Schritt, die Ursache der angehenden Adipositas zu finden. Nur 25 Prozent der übergewichtigen Kinder werden ausschließlich durch äußere Einflüsse zu dick.

Wissenswert:

Auch der genetische Aspekt, als Ursache von Übergewicht bei Kindern, ist nicht zu vernachlässigen. Ist einer der beiden Elternteile übergewichtig, liegt das Risiko eines Kindes, an Übergewicht zu leiden, bei 75 Prozent.

Eine falsche Ernährung ist in vielen Fällen eine häufigere Ursache für überflüssige Pfunde oder Adipositas, als ein Zuviel an Essen. Dass Pommes und anderes Fast Food keine geeignete Nahrung für Kinder sind, ist nichts Neues. Auch Fertiggerichte bergen aufgrund ihrer ungesunden Inhaltsstoffe die Gefahr, Übergewicht bei Kindern noch zu fördern. Daher spielt eine frühzeitige Ernährungserziehung bei Kindern eine wichtige Rolle.

Nicht zuletzt gibt es auch die sogenannten "Frustesser", bei denen Essen ein Ersatz für fehlende Zuneigung ist. Doch egal aufgrund welcher Ursache auch immer ein Kind übergewichtig ist: Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, braucht es in erster Linie die Unterstützung seiner Eltern.

Übergewicht bei Kindern reduzieren


Ein Kind wird nicht von alleine abnehmen können – um Übergewicht und Adipositas loszuwerden bedarf es der Unterstützung seiner Eltern. Doch auch die Eltern sollten immer den Rat eines Arztes einholen, bevor sie ein Diätprogramm für das Kind planen. Die folgenden Punkte können dabei helfen, das Übergewicht bei Kindern und die mit der Adipositas einhergehenden Folgen zu bekämpfen:

  • Ein Programm zur Gewichtsreduzierung sollte sich stets aus einer Ernährungs- und Bewegungstherapie sowie gegebenenfalls einer unterstützenden Psychotherapie zusammensetzen.
  • Erfolgreiche, professionelle Abnehmprogramme – egal ob stationär oder ambulant – beziehen immer die Eltern mit ein.
  • Süßigkeiten sind kein adäquates Mittel für Lob und Zuneigung. Statt der Schokolade sind ein gemeinsamer Tag am See oder ein Kinobesuch die gesündere Belohnung für eine gute Schulnote.
  • Aussagen wie "Iss den Teller leer!" setzen sich über das individuelle Sättigungsgefühl eines Kindes hinweg. Das Kind wird über dieses Gefühl hinaus essen – und folglich zunehmen. Sätze wie diese können folglich das Übergewicht bei Kindern fördern, gehören damit nicht an den Esstisch und sind darüber hinaus auch veraltet.
  • Ein Kind leidet oft am meisten unter seinem Übergewicht. Vorwürfe, Druck und Ungeduld sind fehl am Platz. Förderlich sind Verständnis, Geduld und ein ruhiges Gespräch über die Situation.

Hat ein Kind Übergewicht, sind also vor allem Feingefühl der Eltern und eine professionelle Beratung gefragt. Klassische Diäten, wie sie bei Erwachsenen Anwendung finden, sind im Rahmen von Übergewicht bei Kindern hingegen abzulehnen. Zu groß ist das Risiko, dass ein heranwachsendes Kind nicht ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt wird. Stattdessen sollte der Nachwuchs zu einer gesunden Ernährung und Sport motiviert werden, zum Beispiel durch spielerische Maßnahmen

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