Ursprung und Ziel der Rohkost-Diät


Als Entwickler der Rohkost-Diät gilt der deutsche Bakteriologe Werner Kollath, welcher die Rohkost-Diät 1942 noch "Vollwertkost" nannte. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Rohkost-Diät schon von anderen Menschen vor ihm praktiziert wurde. Kollath stellte jedoch einige Theorien über Ernährung auf, welche die Rohkost-Diät begründeten und sie somit auch für ein größeres Publikum bekannt machten.

Der Wissenschaftler postulierte, dass durch das Kochen, Braten sowie Verarbeiten von Lebensmitteln wertvolle Stoffe verloren gingen und schädliche entstehen würden. Zum Teil lässt sich dies heute sogar beweisen: So gibt es hitzeempfindliche Vitamine, die beim Kochen oder Backen von Nahrungsmitteln zerstört werden, wie beispielsweise Vitamin C, einige Vitamine der B-Gruppe oder Folsäure. Außerdem können in einigen Lebensmitteln durch sehr starkes Erhitzen (zum Beispiel frittieren) krebserregende Stoffe entstehen.

Im Gegensatz zu anderen Abnehmkonzepten ist die Rohkost-Diät also vergleichsweise gesund. Doch wie erfolgreich und dauerhaft ist der Gewichtsverlust mit ausschließlich rohen Lebensmitteln? Es wird schnell deutlich, dass bei Menschen, welche die Rohkost-Diät ausprobiert haben, nicht nur die Erfahrung, sondern auch das Erfolgsergebnis mit dieser Diät sehr individuell sind. Manche Menschen nehmen bis zu 12 Kilo in vier Wochen ab, bei wieder anderen ist der Gewichtsverlust nur zweitrangig.

Aufbau einer Ernährung mit roher Kost


Mindestens einen entscheidenden Vorteil hat das Abnehmen mit der Rohkost-Diät: Es werden keine Kalorien gezählt. Satt essen ist durchaus erlaubt und in der Regel stellt sich dennoch ein Abnehmerfolg ein. Das nimmt den psychischen Druck, den viele Diäten mit sich bringen. Allerdings sind bei der Rohkost-Diät im Gegenzug vor allem Konsequenz und Disziplin gefragt. Zwar lassen sich dank zahlreicher, abwechslungsreicher Rezepte aus Diät-Ratgebern und dem Internet die Tage mit einer Rohkost-Diät sehr vielseitig gestalten – den meisten wird jedoch spätestens am dritten Tag der Geschmack einer warmen Mahlzeit fehlen.

Für den Körper ist diese Umgewöhnung enorm. Und wie bei jeder starken Ernährungsumstellung kann es daher in der Anfangszeit zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Kopfschmerzen werden häufig beobachtet, ebenso wie Frieren durch das Fehlen einer warmen Mahlzeit. Wer also mit einer Rohkost-Ernährung beginnen möchte, der wählt hierzu am besten die wärmeren Monate. Gerade im Winter fehlt ein heißer Tee oder eine Brühe, die beide ebenfalls verboten sind.

Einen Tag lang Rohkost-Diät – ein Beispiel


Wie kann ein Rohkost-Tag aussehen? Hier ein Beispiel für einen Tag, an dem ausschließlich Lebensmittel, die in der Rohkost-Diät erlaubt sind, auf dem Speiseplan stehen.

  • Frühstück: Das Wichtigste bei der ersten Mahlzeit des Tages ist grundsätzlich ein großes Glas Wasser zu trinken. Dies bringt den Kreislauf in Schwung, wirkt sättigend, entgiftet und füllt die Wasservorräte im Körper wieder auf. Anschließend besteht das ideale Rohkost-Frühstück vor allem aus Obst, das entweder im Ganzen oder in Form eines leckeren Smoothies genossen werden kann.
  • Mittag: Um das Hungergefühl am Mittag zu bekämpfen, ist ein Salat mit Nüssen und Kernen ideal. Auch diese sind in der Rohkost-Diät erlaubt und spenden viel Energie.
  • Abends: Ist der Smoothie am Morgen nicht getrunken worden, kann es zum Abendessen ein leckeres grünes Mixgetränk beispielsweise aus püriertem Blattgemüse geben. Alternativ kann auch ein Gemüsespieß gut schmecken. Hier sind sämtliche rohe Gemüsesorten erlaubt. Aus reifen Avocados und ein paar Nüssen lässt sich zudem eine leckere mexikanische Guacamole (Avocado-Dip) herstellen.

Rezept für eine Guacamole

Das Fruchtfleisch von zwei weichen Avocados herauslösen und mit einer Gabel zerdrücken, zwei Tomaten fein würfeln, eine fein gehackte Knoblauchzehe, den Saft einer halben Zitrone und zwei Esslöffel Naturjoghurt daruntermischen und gut verrühren. Mit Salz, Pfeffer und Chili würzen.

Eine Rohkost-Diät muss ganz und gar nicht langweilig oder eintönig sein. Hier ist vor allem die eigene Kreativität für die Zusammenstellung der Nahrungsmittel gefragt. Zudem trägt gerade die Abwechslung dazu bei, dass die Rohkost-Diät vor allem eine gesunde Diät ist. Mindestens fünf verschiedene Obst- und fünf verschiedene Gemüsesorten sollten in einer Woche zum Einsatz kommen, um einen Mangel an Vitaminen sowie Spurenelementen und damit Mangelerscheinungen während der Abnehmphase vorzubeugen.

Vorteile einer Diät mit rohen Lebensmitteln


Diäten kosten Zeit. Die meisten zumindest. Zwar lassen sich auch mit der Rohkost-Diät komplizierte und damit zwangsläufig auch zeitaufwendige Gerichte zaubern. Im Grundprinzip ist die Ernährung mit rohen Produkten jedoch äußerst zeitsparend. Kein Wunder, denn der Aufwand für Kochen oder Braten fällt weg und verringert deutlich die Zeit in der Küche. Da es neben der Ernährung mit ausschließlich rohen und unverarbeiteten Lebensmitteln kaum etwas zu beachten gibt, ist bei dieser Diät auch wenig Vorbereitungs- und Einarbeitungszeit nötig.

Anwender berichten zudem, dass sie das Gefühl hatten, ihr Körper würde ihnen ab dem dritten Tag selbst vermitteln, was er bräuchte. Auch Kalorien werden nicht gezählt – durch die Rohkost-Ernährung ist eine Überversorgung mit Energie durch Kohlenhydrate eher unwahrscheinlich und so purzeln die Pfunde in der Regel von alleine. Wenn während einer Rohkost-Diät zudem hauptsächlich saisonale Obst- und Gemüsesorten bevorzugt werden, ist sie auch preislich günstiger als viele Alternativen.

Kritik an der Rohkost-Diät


Wer sich mit der Rohkost-Diät zunächst oberflächlich auseinandersetzt, kann schnell den Eindruck bekommen, dass es sich hierbei um eine besonders gesunde Form der Gewichtsverringerung handelt. Im Vergleich zu anderen Diäten, bei denen der Anwender auf wichtige Nährstoffe (Vitamine und Mineralien) oder auf fast alle Lebensmittel (Monodiäten) verzichtet, mag das auch stimmen. Allerdings beinhaltetet die Rohkost-Diät auch einige Nachteile:

  • Einige Nährstoffe werden durch das Erhitzen erst für unseren Körper nutzbar beziehungsweise können von ihm besser verwertet werden – dies wird als höhere Bioverfügbarkeit Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) kritisiert, dass die Rohkost-Diät diese Tatsache außer Acht lässt.
  • Viele Lebensmittel sind für den Menschen im rohen Zustand nicht genießbar, zum Beispiel die Kartoffel. Die Rohkost-Diät schränkt daher den Speiseplan sehr ein, was auf Dauer zu einer Mangelernährung führen kann – trotz des Verzehrs von gesundem, rohem Gemüse.
  • Auch der hygienische Aspekt wird nicht berücksichtig; dabei werden schädliche Bakterien und Keime oft erst durch das Kochen abgetötet. Wird jedoch darauf verzichtet, besteht das Risiko einer Infektion mit Kolibakterien (Escherichia coli) oder anderen gefährlichen Keimen.

Dennoch: Für eine Gewichtsverminderung sieht auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Rohkost-Diät als geeignet an – nicht jedoch als dauerhafte Ernährungsform.

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