Die Studienlage zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Übergewicht


Wer von Übergewicht betroffen ist, hat ein um bis zu 68,7 Prozent erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Das Schlaganfallrisiko steigt um bis zu 67,8 Prozent. Diese Werte ergab eine an 24.530 Probanden im Alter von 18 bis 65 Jahren durchgeführte Studie beginnend im Jahr 1978 (Langzeitstudie). Neben dem Alter der Probanden wurden auch deren Geschlecht (rund 31 Prozent Frauenanteil) sowie deren Rauchverhalten mitberücksichtigt. Dabei bestand die Probandengruppe sowohl aus Übergewichtigen verschiedenen Grades (Prä-Adipositas bis Adipositas permagna) als auch aus Normalgewichtigen. Die Auswertung dieser sogenannten PROCAM-Studie erfolgte durch die Assmann-Stiftung für Prävention. (Quelle Stand 09.02.2016: http://www.assmann-stiftung.de/ubergewicht-als-risikofaktor-fur-herzinfarkt-und-schlaganfall-der-procam-studie/)

Die Studie zeigt, dass der Grad an Übergewicht, gemessen am BMI, das Auftreten eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts maßgeblich beeinflusst. Kurz: je übergewichtiger ein Mensch, desto höher sein Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko. Durchaus erstaunlich ist dabei die unterschiedliche Risikosteigerung bei beiden. So erhöht leichtes Übergewicht (Prä-Adipositas) bei einem BMI von 25 bis 30 das Herzinfarktrisiko bereits um 52,6 Prozent, während das Risiko eines Schlaganfalles bei einem Übergewicht in diesem Bereich weit weniger, nämlich um 24,7 Prozent, erhöht ist.

Demnach ist bei leichtem Übergewicht ein Herzinfarkt wahrscheinlicher als ein Schlaganfall. Mit zunehmendem Übergewicht, etwa ab einem BMI von 30, ist die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, jedoch in etwa gleich hoch.

Und ein weiteres wichtiges Ergebnis brachte die PROCAM-Studie: So ist es deutlich zu kurz gegriffen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausschließlich auf den BMI zurückzuführen. Noch wichtiger sind in diesem Zusammenhang Parameter wie der Cholesterinspiegel, der Blutdruck oder der Blutzuckerwert. Allerdings sind die drei genannten Werte gerade bei stark übergewichtigen Menschen in der Regel ohnehin deutlich erhöht. So leiden Übergewichtige beispielsweise vermehrt unter Bluthochdruck.

Bluthochdruck als Folge von Übergewicht


Der normale Blutdruck eines Menschen liegt im Ruhezustand etwa bei einem Wert von 120/80 bis 130/85 mmHg. Bei Anstrengung, Ärger oder Angst steigt der Blutdruck zwar, sinkt aber wieder, sobald der entsprechende Auslöser vorbei ist. Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) haben hingegen stets einen zu hohen Wert. Dieser kann zwischen 140/90 und mehr als 180/110 mmHg liegen. Übergewicht ist ein verbreiteter Risikofaktor für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Doch was bedeutet Blutdruck überhaupt?

Der Blutdruckwert besteht aus zwei Parametern. Der systolische Wert, wenn das Herz sich zusammenzieht, wird von der ersten Zahl angegeben. Der diastolische Wert, die zweite Zahl, beschreibt den Druck, der gemessen wird, wenn das Herz sich wieder ausdehnt.

Bei einem permanenten Bluthochdruck, beispielsweise bei Übergewicht, können Herz, Nieren und Gefäße dauerhaft geschädigt werden. Konkret bedeutet das beispielsweise, dass die vom hohen Druck überbeanspruchten Gefäße Verkalkungen ablagern und sie allgemein schneller altern. So lässt Bluthochdruck nicht nur das Herzinfarktrisiko weiter steigen, sondern erhöht auch die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden.

Nicht jeder, der an Hypertonie leidet, merkt dies sofort. In den meisten Fällen setzen die Beschwerden eher schleichend ein. Potenzielle Symptome von Bluthochdruck sind beispielsweise:

  • Kopfschmerzen,
  • Nasenbluten,
  • Kurzatmigkeit,
  • Schwindelgefühle und
  • Übelkeit.

Üblicherweise treten diese Symptome bevorzugt am Morgen auf. Neben Übergewicht können jedoch auch Faktoren wie Nikotinkonsum, ungesunde Ernährung und hormonelle Störungen zu Bluthochdruck führen. Ein zu hoher Blutdruck kann wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach sich ziehen.

Herzinfarkt durch Übergewicht – das geschieht dabei im Körper


Um unseren Körper mit ausreichend Blut zu versorgen, muss das Herz tagtäglich Höchstarbeit leisten. Indem es sich zusammenzieht, also kontrahiert, befördert es mit jedem Schlag die benötigte Menge Blut in unseren Körper. Nährstoffe, auch Sauerstoff, werden auf diese Weise transportiert. Das Herz ist damit das lebensnotwendige Triebwerk unseres Körpers und Kreislaufes. Damit es seine Arbeit zuverlässig leisten kann, muss es jedoch seinerseits ebenfalls ausreichend mit Blut versorgt werden.

Die sogenannten Herzkranzgefäße sind die Blutgefäße, die das Herz versorgen. Sind sie verengt, zum Beispiel als Folge von Übergewicht, können Blut und Sauerstoff nicht mehr in ausreichenden Mengen zum Herzen gelangen. Es ist unterversorgt und setzt aus – es kommt zum Herzinfarkt. Starke Schmerzen in der Brust und im linken Arm sind die typischen Symptome.

Wird der Herzinfarkt nicht umgehend behandelt, kann es zu dauerhafter Schädigung des Herzens oder sogar zum Tod kommen. Rufen Sie daher bei einem Verdacht auf einen Herzinfarkt umgehend den Notarzt.

Der Engpass in den Arterien, der letztendlich zur Unterversorgung des Herzens führt, wird ausgelöst durch die Arteriosklerose. Bei dieser Verengung der Blutgefäße kommt es zu Ablagerungen in den Arterien. Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes mellitus begünstigen die Arterienverkalkung.

Schlaganfall durch Übergewicht – der Infarkt im Gehirn


Aus medizinischer Sicht ist der Schlaganfall einem Herzinfarkt recht ähnlich. Auch bei dieser Herz-Kreislauf-Erkrankung kommt es zu einer Unterversorgung mit Blut und damit mit Sauerstoff. Statt im Herzen tritt diese bei einem Schlaganfall jedoch im Gehirn auf. Der Schlaganfall kann durch eine Verengung der Blutgefäße hervorgerufen werden – oder aber durch Thromben, also Blutgerinnsel, welche die Arterien verstopfen.

Im Gegensatz zum Herzinfarkt steigt das Risiko für einen Schlaganfall erst bei adipösem Gewicht stark an, also bei sehr hohem Übergewicht mit einem BMI ab 30. Genau wie beim Herzinfarkt wird der Schlaganfall, auch Hirninfarkt genannt, zudem durch Nikotinkonsum oder eine salzreiche Ernährung begünstigt. Bluthochdruck und Arteriosklerose infolge von Übergewicht stehen dabei in engem Zusammenhang mit dem Schlaganfall und weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Übergewicht: Das können Sie tun


Sollten Sie unter Übergewicht leiden, ist es zunächst wichtig, dass Sie sich von einem Arzt gründlich durchchecken lassen. Er kann feststellen, ob bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck vorliegen. Ist dies der Fall, kann er mit Ihnen zusammen die geeignete Therapie besprechen.

Sowohl bei bestehenden Folgeerkrankungen als auch zur Vorbeugung weiterer Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist es außerdem wichtig, das vorhandene Übergewicht konsequent zu reduzieren. Von den sogenannten Crash-Diäten ist dabei jedoch abzuraten – denn sie versprechen keinen dauerhaften Erfolg. Besser ist es, sich an einer gesunden Ernährung zu orientieren und auch die sportliche Betätigung nicht zu vernachlässigen. Bei weit fortgeschrittenem Übergewicht ist meist ärztliche Hilfe beim Abnehmen sinnvoll. So lässt sich das Übergewicht und mit ihm verbundene Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck, bekämpfen.

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