BMI – das Maß aller Dinge?


Der Body-Mass-Index, kurz BMI, ist die bekannteste und am häufigsten angewandte Methode, um Übergewicht zu ermitteln. Hierbei wird das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat gesetzt. Zum Beispiel: BMI = 70 / (1,75 * 1,75) = 22,86

Die ermittelte Zahl gibt Auskunft über Unter- und Übergewicht, aber auch über das Normalgewicht oder die verschiedenen Grade der Fettleibigkeit (Adipositas). Die typische BMI-Tabelle sieht wie folgt aus:

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Untergewicht< 16,0 – < 18,5
Normalgewicht18,5 – < 25
Übergewicht25,0 – < 30
Adipositas Grad I30,0 – < 35
Adipositas Grad II35,0 – < 40
Adipositas Grad III≥ 40,0

In einigen BMI-Tabellen werden auch noch die verschiedenen Grade von Untergewicht ermittelt.

Der Vorteil des BMI ist seine sehr einfache Berechnung. Zudem geben die Zahlenangaben und die Einordnung in Tabellen die Möglichkeit, das Ausmaß des Übergewichts für die Betroffenen gut einzuschätzen. Dennoch ist seit einigen Jahren berechtigte Kritik am BMI geübt worden, sodass er heute nicht mehr allein gültig ist.

Ein Grund hierfür ist zum Beispiel die fehlende Differenzierung zwischen Körperfett und Muskelmasse. Da letztere schwerer ist, gelten sehr durchtrainierte Menschen mit stark ausgeprägten Muskeln häufig als übergewichtig. Auch bei überdurchschnittlich kleinen oder großen Menschen kommt es bei der Anwendung des BMI zu fehlerhaften Ergebnissen. Der BMI kann damit allenfalls ein erster Anhaltspunkt sein und sollte ansonsten nur in Kombination mit anderen Messmethoden Anwendung finden.

Die Waist to Height Ratio – der Hüftumfang ist entscheidend


Der BMI wurde von Krankenversicherungen in den USA entwickelt. Um das Krankheitsrisiko und Risiko eines früheren Todes ihrer Klienten besser einschätzen zu können, entwickelten sie eine Formel zur Berechnung von Übergewicht. Die These: Übergewichtige Menschen sterben früher und leiden häufiger an verschiedenen Krankheiten.

Genau dieser Ansatzpunkt, nämlich die Ermittlung eines höheren Gesundheits- und Sterberisikos, brachte den BMI inzwischen in die Kritik. Bei der Erhebung verschiedener Statistiken über Körpergewicht fiel auf, dass leichtes Übergewicht – definiert durch den BMI – Menschen sogar länger leben ließ. Das brachte Forscher darauf, dass nicht die Körpermasse im Verhältnis zur Größe alleine Auskunft über ein gesundes Gewicht liefert. Entscheidend ist demnach auch, wo sich eventuelle Fettpölsterchen befinden. So zeigte sich, dass Fettreserven am Gesäß und an den Oberschenkeln keinen negativen Einfluss auf die Gesundheit hatten, sondern sogar gesundheitsfördernd zu sein scheinen. Bauchfett hingegen ist "schlechtes" Fett. Es fördert die bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die oft in Zusammenhang mit Übergewicht genannt werden.

Um diesem Paradoxon etwas entgegenzusetzen und eine Messmöglichkeit zu entwickeln, welche diese wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt, wurde das Verhältnis zwischen Taille zu Körpergröße (Waist to Height Ratio, kurz WtHR) entwickelt. Hierzu wird der Taillenumfang in Zentimeter gemessen und durch die Körpergröße in Zentimeter geteilt. Die Werte, die dabei ermittelt werden, unterliegen einer weniger strikten Interpretation im Vergleich zum BMI. Ärzte und Ernährungswissenschaftler berücksichtigen hierbei auch das Alter eines Menschen. Der Grund: Menschen über 40 nehmen oft ganz natürlich zu, ohne dass dies bedenklich ist. Im Alter halten sie dann ihr Gewicht konstant.

Allgemein gilt: Menschen in einem Bereich von 0,4 bis 0,5 gelten als normalgewichtig, bei Werten darüber liegt Übergewicht vor. Ab einem Wert von 0,57 spricht man von leichter Adipositas, schwere Adipositas ist mit einem Wert von 0,78 erreicht.

Erreicht der Mensch das 40. Lebensjahr, so steigen die Schwellenwerte pro Jahr um 0,01 an, bis zum 50. Lebensjahr. Eine 44-jährige Frau gilt demnach also auch noch mit 0,54 als normalgewichtig. Ab 50 werden die Werte nicht weiter angehoben, hier gilt 0,6 als die Grenze für Normalgewicht.

Zur Übersicht hier noch einmal die Tabelle:

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Alter in Jahren15 bis 4040-50Über 50
Untergewicht< 0,40+0,01 pro Jahr< 4,0
Normalgewicht0,40-0,50+0,01 pro Jahr0,40-0,60
Übergewicht0,51-0,56+0,01 pro Jahr0,61-0,66
Adipositas0,57-0,68+0,01 pro Jahr0,67-0,78
Adipositas schwer> 0,68+0,01 pro Jahr> 0,78

Für Kinder unter 15 gelten folgende Werte:

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Untergewicht< 0,34
Normalgewicht0,34 -0,45
Übergewicht0,46-0,51
Adipositas0,52 – 0,63
Adipositas schwer> 0,63

Die Waist Hip Ratio (WHR)


Ähnlich wie der WtHR-Rechner funktioniert das Verhältnis von Bauch- zu Hüftumfang (Waist Hip Ratio, kurz WHR). Da Statistiken zeigen, dass es bei Übergewicht auch auf die Verteilung des Fettes ankommt. Wenn man ein Gesundheitsrisiko ermitteln will, ist diese Messmethode hierfür besonders geeignet. Anzustreben ist aus gesundheitlicher Sicht die sogenannte Birnenform. Hierbei wird mehr Fett auf den Hüften abgelagert, Taille und Bauch sind dabei schlank.

Im Kontrast hierzu steht die Apfelform, die bei Menschen mit einem großen Bauchumfang auftritt. Personen mit einer Apfelform leiden häufiger unter Krankheiten, die durch Übergewicht bedingt oder begünstigt werden, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Die WHR wird durch die Formel "Taillenumfang in Zentimeter geteilt durch Hüftumfang in Zentimeter" berechnet. Bei Frauen sollte der ermittelte Quotient hieraus im Idealfall unter 0,89 liegen. Männer gelten mit einem Umfang unter 1,0 als normalgewichtig.

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GewichtseinschätzungFrauenMänner
Normalgewicht<0,8<0,9
Übergewicht0,8 – 0,840,9-0,99
Adipositas>0,85>1,0

Bei der Waist to Hip Ratio wird in der Regel in Quellen und Tabellen nicht von Untergewicht gesprochen. Auch der Adipositas Grad wird nicht weiter berücksichtigt.

Neben diesen Formeln, die einfach angewendet werden können, ist es immer ratsam, mit dem Hausarzt über das Thema Übergewicht zu sprechen. Er kann in der Regel auch das Verhältnis von Muskel- und Fettmasse sicher einschätzen.

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